Donnerstag, 11. Dezember 2014

Auch Schneemänner müssen mal groß.
Und: Chronik eines Adventsonntags.

Liebe Schnitzelfreunde,
mein Name ist Mareike und ich möchte heute in der heimeligen Vorweihnachtszeit über ein brisantes Thema mit euch sprechen. Verstopfung. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man im ersten Absatz eines Posts dringend die wichtigsten Stichworte unterbringen soll. Das klappt ja hier immer hervorragend. Nämlich überhaupt nicht. Aber heute wird alles anders. Verstopfung also. Bös, arg und fies. Wir könnten das auch noch anreichern mit: Unwohlsein, Völlegefühl, Darmträgheit und, hm, vielleicht sogar Obstipation. Das ist das kluge Wort für Verstopfung. Kannte ich vorher auch nicht. Aber man will hier ja seinem Bildungsauftrag nachkommen, nech? Und bevor ihr jetzt alle angewidert von dannen eilt, obwohl es sich um ein vollkommen natürliches, menschliches Problemchen handelt, das uns alle etwas angeht (provokant, nicht wahr?), kriegen wir hier gemeinsam die Kurve und reißen das Ruder mit vereinten Kräften mehr als nur rum, versprochen. Erstmal ein Bild vom eigentlichen Thema, um meine friedlichen Absichten zu demonstrieren.


Ich weiß nicht, wie es euch dabei geht, aber mich amüsiert das sehr. Mein ehemaliger Vorgesetzter hatte mich auf diese Idee gebracht. Hallo Herr F., übrigens! Mal wieder glaubte ich, was einmalig Dolles gefunden (bekommen) zu haben, auf das die Welt gewartet hat. Und dann, tja, dann klickte ich auf Pinterest herum - ein Fehler. Wie so oft wurden meine Illusionen jäh zerstört. Schneemannköttelchen, wohin man blickt. Na toll. Gut, mit dem Alter kommt die Weisheit. Man lernt, mit frustrierenden Situationen umzugehen und ihnen die Stirn zu bieten. Oder ihnen, wie in diesem Fall, die Tic-Tac-Dose an den Kopf zu werfen. Einfach mal so tun, als wär nix gewesen. Auf beiden Augen blind. Nur weil jemand anderes oder eben hundert andere die Idee schon früher hatten, wird die Idee selbst ja nicht schlechter.


Wer's nachbauen mag, um es dann an seine Mitmenschen zu verschenken, der wird nicht sonderlich viel Arbeit mit den Döschen haben. Ihr kauft ein oder zwei Dosen Tic Tac, die ihr wie gewohnt vor Kopf an diesem fiesen "Kauf mich!"-Stand vor den Supermarktkassen findet. Die Produktsticker auf den Dosen lassen sich zum Glück rückstandsfrei entfernen. Was war ich da erleichtert! Dann entscheidet ihr euch für einen Streifen Tonkarton in einer euch genehmen Farbe. Weiß sollte es vielleicht nicht unbedingt sein, da käme der Schneemann ja kaum zur Geltung. Ähnliches gilt für die Breite des Streifens. Lasst ihn nicht die gesamte Fläche bedecken, das versteckt dann nur unsere Hauptkomponente. Wär doch schade.


Es folgt ein wenig Fummel- und Knibbelarbeit. Mit streifig zugeschnittenem Teppichklebeband lässt sich der Tonkartonstreifen bestens ums Döschen schmiegen. Die Kanten sind so kein Problem mehr. Ein Traum. Dann geht's endlich an den größten Spaß - die Kreation des Schneemanns samt aussagekräftigem Gesichtsausdruck. Den kann man super minutenlang vorm Spiegel üben und sich so zum Horst machen, wenn jemand reinkommt und fragt, ob alles okay sei... "Ja, ja, alles gut. Ich muss nur kurz checken, wie der Schneemann guckt, wenn's auf dem Klo mal nicht so gut läuft." Tja. Versteht nicht jeder.


Die Köpfe habe ich mithilfe diverser Kleingeldstücke kugelrund hinbekommen und dann an einer Seite gestutzt, weil's besser aussieht, wenn der Schneemann von unten ins Bild rutscht. Da kann man sich wenigstens noch einen Körper dazudenken. Einen feschen Zylinderhut dazu, eine winzig kleine Karotte (immer noch alles mit doppelseitigem Klebeband befestigt), und die vor Anstrengung zusammengekniffenen Augen solltet ihr ja vorher ein bisschen geübt haben und dann einfach mit einem schwarzen Stift direkt ins Schneemanngesicht zeichnen. Alles halb so wild. Damit der Beschenkte hinterher überhaupt weiß, was der Quatsch soll, könnt ihr noch einen quirligen kleinen Geschenkanhänger dazupacken, auf dem mit ernsten Worten verkündet wird, dass es sich hier definitiv NICHT um erfrischende Pfefferminzbonbons handelt.


Ja, das war's dann auch schon. So eine Portion Schneemannköttel macht sich wirklich gut als kleine Beigabe zum Weihnachtsgeschenk und kann für den ein oder anderen Schmunzler sorgen.

In gewohnt abrupter Manier beende ich das eine Thema und komme geschwind zum nächsten: meinem Protokoll der Ereignisse eines längst vergangenen Adventsonntags, denn der zweite Teil des Titels möchte auch erfüllt werden... Seltsame Dinge trugen sich vor, in und um dieses Haus herum zu. Um euch kurz einen Überblick zu geben: Es war der erste Advent, wir hatten beschlossen, keinen Fuß vor die Tür zu setzen und schlawienerten in Puschelklamotten zwischen Couch und Küche hin und her. Und: unser Haus steht vor einer dicken, fetten Kirche, die man hervorragend vom Küchenfenster aus beobachten kann. Das ist nicht so langweilig wie man vielleicht meinen könnte. Sollten wir hier wohnen bleiben, werde ich ganz sicher mal zu einer dieser Ommas, die am Fenster hängen und die Welt betrachten. Aber ganz, ganz sicher.



Küchenprotokoll vom 30.11.2014

- stehe in Küche und backe; werfe ab und zu Blick aus Fenster und sehe zu, wie kirchlicher Weihnachtsmarkt aufgebaut wird
- Pfarrerin in Magentarobe schreitet plötzlich aus Kirche; sieht wild entschlossen aus, fuchtelt einladend mit Armen und bleibt einfach auf Bürgersteig stehen
- frage mich, was jetzt wieder los ist; knete Teig
- Grüppchen von 12 pudelbemützten Christen reiht sich fein auf und blickt Magentapfarrerin erwartungsfroh an
- werde neugierig; öffne Fenster
- Grüppchen beschließt nach viel Gemurmel lautstark, Licht der Hoffnung zu werden und schüttelt einander die Hände
- blicke auf meine unheiligen Orientkekse und denke an Schneemannkötteldosen; empfinde Stilbruch und tiefe Kluft zwischen hier und dort
- Magentapfarrerin verteilt Oblaten auf Bürgersteig
- habe genug gesehen und gehört; Neugier befriedigt; schließe Fenster wieder 
- weiterbacken
- es klingelt an der Tür
- weigere mich, im Pyjama zu öffnen; Franzose drückt Türsummer und beschließt erst dann, sich ebenfalls zu weigern; Grund: unzureichende Deutschkenntnisse
- was wir haben? Salat; den
- unbekannte Frau erscheint in Hausflur, wird abwechselnd durch Türspion beäugt und für verdächtig gehalten
- Frau wieselt rastlos zwischen unserer + Tür der Nachbarin hin und her, wirkt unschlüssig
- Franzose und ich hören auf zu atmen
- Rückzug; dann Diskussion in Küche, um Identität der ominösen Frau zu eruieren
- Franzose ist überzeugt, das sei meine Schuld; Dame käme sicher "vom Blog"; is klar
- wende mich kopfschüttelnd ab und zehenspitzle zurück zur Tür
- luge erneut durch Türspion; Schockschwerenot; Frau starrt Tür an, oder mich?!
- lasse mich geräuschvoll zu Boden fallen + robbe zurück in Küche

Ich denke, wir müssen umziehen.




Was gelernt?
Ich weiß auch nicht...
Aber am nächsten Morgen fand ich eine Zellophantüte mit selbstgebackenen Brownies neben der Tür. Alles sehr mysteriös. Franzose meinte 4 Tage lang, die könnten vergiftet sein. Am 5. Tag stand er dann aber mampfend in der Küche. Es tue ihm so leid wegen all der Liebe, die doch sicher in den (plötzlich nicht mehr vergifteten?) Brownies stecke. Hach ja. Plemplem.

4 Kommentare:

  1. Gerade auf der "dringend noch bis Weihnachten nachzumachen"-Liste gelanden. Man dankt!

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  2. Hervorragend! Auf meiner Liste steht grad nur noch "schlafen", aber ich würd mich freuen, wenn es das Ergebnis bald zu sehen gäbe. Viel Spaß dabei!

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  3. So eine geniale Idee! Dank Fee bin ich hierher gekommen. Diese kleine Geschenkidee funktioniert ja noch den ganzen Winter lang.
    Hab vielen Dank dafür!

    Liebe Grüße, Sophie!

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    1. Den Dank leite ich dann mal an meinen ehemaligen Vorgesetzten weiter, der wird sich freuen! Und vielleicht ein wenig wundern... Und Recht hast du! Schneemannköttel gehen noch bis März!
      Jawoll. Aber wie und wo hat Fee denn auf mich hingewiesen? Ich krieg ja mal wieder gaaar nichts mit. :)

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