Mittwoch, 8. Oktober 2014

Schnaps im Schwarzwald.
Oder: Bissken frische Luft is good for you!

Liebe Schnitzelfreunde,
draußen regnet es in Strömen, eine milchig-graue Suppe schwebt über den Dächern der Stadt und der Pfefferminztee wird heute gleich literweise aufgebrüht. Auch so kann Herbst aussehen. Und so freue ich mich heute umso mehr, dass ich mich mit den unglaublich sonnigen Bildern vom Wochenende beschäftigen kann. Ich mag Wanderungen, ich mag meine Familie und ich mag tolles Wetter. All das ist auf den Bildern zu sehen.
 

Was nicht so gut auf den Bildern zu sehen ist, ist die Tatsache, dass die liebe Verwandtschaft sich für eine Schnapsbrunnenwanderung entschieden hatte. Ist ja sonst langweilig, nech? Man wandert also wirklich von einer Schnapsquelle zur nächsten und versucht im Laufe der Wanderung irgendwann nur noch, sich wacker auf den Beinen zu halten. Soweit zumindest die Theorie. In der Praxis lief es dann ein wenig anders. Der erste Brunnen kam viel zu früh und war auch komplett übervölkert. Eine scherzende Wandertruppe mit grauem Haupthaar erhob ihr Glas auf uns, als wir murmelnd an ihr und dem von ihr besetzten Schnapsbrunnen vorbeitrotteten. ("Grad erst losgelaufen... Guck mal auf die Uhr! ...och nö, jetzt doch noch nich... da kommen ja auch noch SO viele.") Ja, von wegen. Wir wissen noch immer nicht, wo es denn haperte, aber auf den folgenden 18km begegneten uns nur noch zwei weitere Brünnlein. Eines davon hätten wir außerdem beinahe verpasst, weil es etwas abseits lag. Liebe Schnapswander GmbH, da muss dringend noch nachgebessert werden. Aber wir wollen uns nicht beschweren. 


Die Wanderung war ja trotzdem lustig. Weil Mama eine verpuppte Heuschrecke entdeckte und sie dringend fotografiert haben wollte, bis jemand meinte, da fehle der Kopf. Weil ein einheimischer Bauer darauf bestand, mich von irgendwoher zu kennen, als ich am zweiten Brunnen mit dem Zwetschgenschnaps hantierte. Weil wir beim Schuhfoto beinahe allesamt umgekippt wären. Zu viel Konzentration. Und weil meine Familie generell für ein schönes Foto jeden Quatsch mitmacht. Da wird überall drübergehüpft, da werden Tiere imitiert und Verrenkungen für extravagante Schattenbilder angestellt. Denn es ist ja für den guten Zweck. Da fragt auch keiner, was das jetzt schon wieder soll. Man macht einfach, und dann macht man weiter. War was? Große Liebe.


Als wir anscheinend vollends vom Weg abgekommen waren, weil weit und breit kein Schnaps mehr zu sehen war (mein Gott, wie das klingt...), fiel irgendwem natürlich wieder ein, dass unten im Dorf Erntedank- und Weinfest sei. Mit Kuchen, deftigem Essen, grauenvoller Musik und einer tollen Tombola. Ich bin mir fast sicher, dass wir ab da alle wieder einen Gang zulegten und sogar ich davon absah, mich über die wundgelaufenen Hacken zu beschweren. Der Hahn im nachfolgenden Bild sieht übrigens dreimal betrunkener aus als einer von uns es an dem Tag je war. 


Nach geschlagenen sechs Stunden an der frischen Luft, je einem Löwenzahnblüten- und einem Zwetschgenschnaps, hunderten von Bildern und einem Stückchen Apfelkuchen sank nicht nur mein Energielevel plötzlich rapide ab. Meine Familie hatte es mal wieder geschafft. Alle waren komplett im Eimer und dachten schon gegen 8 Uhr abends laut darüber nach, sich ins Bett zu verabschieden. Vielleicht auch, weil mein Bruder der Runde unermüdlich Averna anbot. Sein privater Likörbrunnen. Leider schmeckt das Zeug wie Hustensaft. 


Die wunderbare Schnapsbrunnenwanderung kann man übrigens im Dörfchen Sasbachwalden im nördlichen Schwarzwaldgebiet starten. Ich bin mir auch fast sicher, dass der Weg eigentlich gut ausgeschildert ist. Was heißt hier "fast". Unsere Wanderung stand einfach unter keinem guten Stern. Wir hätten meiner Mutter und ihrem ominösen Lawinenortungsgerät (angeblich ein Navi für Radfahrer) von Anfang an misstrauen sollen. Nein, müssen. Aber es war eben zu schön, mitten im Wald angedröhnt zu werden, man solle in 100 Metern links gehen, und dann zu sehen, dass besagtes Links steil bergab und quasi mitten in den Busch führt. Schulterzucken, weitergehen. Das Ding spinnt. Aber wir vertrauen ihm auch weiterhin. Dank Befolgung genau dieser Methode haben wir schon die besten Urlaube erlebt. Damit könnte man Bücher füllen! Warum also die Strategie ändern?

Ich bin gerade ganz baff, wie lang der Post geworden ist. Und wie viele Fotos auf der Strecke geblieben sind. Und wie vertrackt es doch ist, die Abstände zwischen den Bildern gleich zu gestalten. Aber das ist okay so. Das finden wir noch heraus, wie das alles funktioniert.  

Edit: Das war einfach! Sobald der Post veröffentlicht ist, kann man plötzlich ganz gemütlich die Abstände vereinheitlichen. Ich bin selig. Nichts verschwindet mehr.

Was gelernt?
Familienwochenenden for president! Lawinenortungsgeräte auch!
Und: einen Blogpost mit Bildern und Text zu konzipieren, kombinieren und korrelieren ist eine Kunst für sich. Eine, die ich gerne beherrschen würde. Wird aber. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen